Unser Tagesausflug am 22. Oktober führte 41 Mitglieder und Freunde unserer Pfarrei ins schön gelegene und äußerst gepflegte Frauenkloster „I. M. Aghiou Ioannou Prodromou Makrianou“, oberhalb von Alepochori. Unser Pfarrer berichtete auf der Fahrt dorthin, dass der heutige 22. Oktober eine besondere Bedeutung habe. Der heutige Tag sei der liturgische Gedenktag des hl. Papstes Johannes Paul II. Er wurde am 22. Oktober 1978 als 263. Nachfolger des hl. Petrus in sein Amt eingeführt. Zugleich erinnere uns der heutige Tag daran, dass vor 25 Jahren, am 22. Oktober 1991, der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. zum Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel gewählt wurde. Dieser Ereignisse gedenkend erzählte unser Pfarrer von ihren Besuchen in Athen:
15 Jahre sind vergangen, seit Papst Johannes Paul II., schon gezeichnet von seiner schweren Krankheit, Athen besucht hat (4. – 5. Mai 2001). In seinem Apostolischen Schreiben „Orientale Lumen“ (= östliches Licht) aus dem Jahre 1995 hatte er sich vielleicht schon auf diesen Besuch geistlich eingestimmt: „Die Worte des Abendlandes haben die Worte des Orients nötig, damit das Wort Gottes seine unerforschlichen Reichtümer immer besser offenbare...“ Papst Johannes Paul II. und der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Christodoulos, verabschiedeten am Areopag eine „Gemeinsame Erklärung zu den christlichen Wurzeln Europas“. Sie betonten, im europäischen Einigungsprozess sei es wichtig, die Identität der Völker und ihr religiöses Erbe zu wahren. Außer diesem ökumenischen Höhepunkt gab es im Programm des Papstes auch eine Begegnung mit den Katholiken des Landes. Unter den 16000 katholischen Besuchern aus Griechenland hatten sich auch etwa 100 Mitglieder und Freunde unserer Pfarrgemeinde in der Frühe des 5. Mai 2001 im Basketballstadion – nahe dem neuen Olympiastadion – zur Messfeier mit dem Heiligen Vater eingefunden.
In seiner Ansprache am Sitz des orthodoxen Erzbischofs sagte der hohe Gast aus Rom: „…Der Name Griechenlands erklingt überall dort, wo das Evangelium verkündet wird. Die Namen griechischer Städte sind allen Christen aus den Lesungen der Apostel-geschichte und den Paulusbriefen bekannt. Seit apostolischen Zeiten bis auf den heutigen Tag war die orthodoxe Kirche Griechenlands stets eine reiche Quelle, aus der auch die Kirche des Westens in ihrer Liturgie, ihrer geistlichen Tradition und rechtlichen Ordnung vielfach geschöpft hat. Reichtum der gesamten Kirche sind die heiligen Väter, die besonderen Vermittler der apostolischen Tradition, und die Konzile, deren Lehren verbindliche Elemente für jeden christlichen Glauben sind. Die Weltkirche darf nie das vergessen, was das griechische Christentum ihr gegeben hat, oder aufhören, für den fortdauernden Einfluß der griechischen Tradition zu danken…“
Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, nachdem ich meine neue Pfarrstelle in Athen angetreten hatte, wollte ich einen lang gehegten Wunsch realisieren, einmal das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel zu besuchen. Noch heute bin ich dankbar, dass ich bei dieser Gelegenheit den damaligen Patriarchen Dimitrios und dessen Sekretär, Metropolit Bartholomaios, kennenlernen durfte, wobei letzterer beim Abschied sagte: „Ich werde Sie in Athen besuchen.“ Am 31. Januar 1991 kam der angekündigte Besucher in unser damaliges Zentrum in der Odos Sina, neben der katholischen Kathedrale. Nach einem auf Wunsch des Gastes gemeinsam gebeteten lateinischen „Ave Maria“ in unserer Kapelle und einem anschließenden Kaffee schrieb der damalige Sekretär und heutige Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. einen schönen Text in mein Gästebuch.
Im Kloster angekommen, besuchten wir zunächst die Klosterkirche und sangen zwei Loblieder. Als wir die Kirche verließen, setzte ein heftiger Regen ein, der die gute Stimmung der Reisegruppe jedoch nicht trüben konnte, zumal uns die freundlichen Schwestern – deren Zahl heute auf über 70 angewachsen ist – den traditionellen Kaffee in der guten Stube des Klosters offerierten. Anschließend öffneten die Schwestern ihren Klosterladen zum Einkauf und zum Abschluss bewunderten wir die schön ausgemalte große Kirche, die an Sonn-und Feiertagen viele Gläubige zur Mitfeier der hl. Liturgie empfängt. Zur Mittagszeit stärkten wir uns in einer echt griechischen Taverne, am Meer gelegen, außerhalb von Alepochori. Die Freizeit zum Spaziergang und zum Nachmittagskaffee verbrachten wir in Loutraki. Auf der Rückfahrt dankte die österreichische Botschafterin im Namen der Reisegruppe unserem Pfarrer für den gelungenen Ausflug. Am frühen Abend kehrten wir nach Athen zurück. |