Als wir im letzten Jahr unsere diesjährige St. Michaelsreise nach Traunstein im Chiemgau/Bayern planten, konnten wir nicht wissen, dass unser Hl. Vater Papst Benedikt XVI. kurze Zeit später seine Emeritierung bekanntgab. Wir wollten uns doch u. a. auf die Spuren unseres deutschen Papstes begeben.
Nun wurde unsere Pilgerreise zu einer dankbaren Erinnerung an den wohl größten Sohn der Stadt Traunstein.
In „seiner Vaterstadt“ hatten 37 Mitglieder und Freunde unserer Pfarrei im gastlichen Bildungs - und
Exerzitienhaus der Erzdiözese München und Freising Aufnahme für eine erlebnisreiche Woche gefunden. Wir können nun gut nachempfinden, was Papst Benedikt XVI. anlässlich seines Heimatbesuches in Bayern am 19.
September 2006 bei der Begrüssungszeremonie auf dem Münchener Flughafen u.a. sagte: „Ich kehre in meine Heimat, zu meinen Landsleuten zurück in der Absicht, einige Orte zu besuchen, die in meinem Leben eine grundlegende Bedeutung hatten... In diesem Augenblick steigen in meinem Innern viele Erinnerungen... auf – Erinnerungen an Menschen und Ereignisse, die tiefe
Spuren in mir hinterlassen haben... ich sehe vor mir die Stationen meines
Weges von Marktl über Tittmoning nach Aschau nach Traunstein nach
Regensburg nach München...
”
Am 8. Februar 2006 überreichte eine Delegation der Stadt Traunstein in Rom
Papst Benedikt XVI. die Urkunde über die Verleihung des
Ehrenbürgerrechtes. Der Heilige Vater bedankte sich mit den Worten: „In
Traunstein habe ich die großen religiösen Erfahrungen in den festlichen
Liturgien erleben dürfen, die mir den Weg ins Leben hinein gezeigt haben,
habe ich so die Verwurzelung im Christlichen, die auch in den dunklen
Zeiten nicht aufgehoben werden kann, dankbar erfahren dürfen, habe die
Menschlichkeit, die bayerische Humanitas kennenlernen dürfen, zu der
sowohl die Beständigkeit wie die Weltoffenheit gehört, und schließlich eben
die Liberalitas Bavarica. Dieser Dreiklang, denke ich, ist mir gerade dort
spürbar geworden, und ich wünsche der schönen Stadt Traunstein, dass dieser
Dreiklang sie auch weiterhin charakterisiert...“
Wie der junge Joseph Ratzinger von Traunstein aus oft in das nahe gelegene
Salzburg der Musik wegen hinübergefahren ist, so führte auch unsere erste
Tagesreise in diese Stadt der Musik. Wir erlebten am westlichen Pfingstfest
in der Stiftskirche St. Peter die Schönheit der Kirchenmusik, die zur Ehre
Gottes und zur Freude der Messbesucher in der „Hofkapellmeistermesse“
von Antonio Salieri und dem „Veni Sancte Spiritus“ von Wolfgang Amadeus
Mozart erklang, ausgeführt vom Chor und Orchester der Stiftskirche St.
Peter, Salzburg. Zu Beginn der festlichen Pontifikalmesse begrüßte Erzabt
Dr. Korbinian Birnbacher OSB unsere Pilgergruppe und bedankte sich sehr
für den wohlriechenden Weihrauch vom Berge Athos, den wir als
Gastgeschenk für die Mönche mitgebracht hatten.
Der Reiz des Chiemgaus zeigte sich besonders bei unserem Besuch auf der
Frauen- und Herreninsel des Chiemsees, wie sie schon in der Vorstellung
unserer Reise beschrieben wurde. Domitilla Veith, die Altäbtissin des
ältesten bestehenden benediktinischen Frauenklosters Altbayerns, schreibt in
ihren Erinnerungen: „Am 10. Februar 1980 kam Papst Benedikt XVI.,
damals Erzbischof von München und Freising, auf die Fraueninsel, um mir
die Äbtissinnenweihe zu erteilen. Für ihn war es die erste dieser Art und
zugleich die erste herzliche Begegnung mit unserem Konvent. Der Kardinal
kam direkt von einer Reise nach Rom zurück. Er überbrachte Grüße von
Johannes Paul II., und wir ahnten und fürchteten, dass er bereits einen Ruf
nach Rom in der Tasche hatte.“
Der nicht weit von Traunstein entfernt liegende Wallfahrtsort „Maria Eck“
wurde von Joseph Ratzinger bis zu seiner Papstwahl immer wieder
aufgesucht. Als Seminarist pilgerte er mit seinen Mitstudenten den Weg über
Siegsdorf hinauf zur Wallfahrtskirche. „Maria Eck“ hat die Stürme der
Säkularisation 1803 fast unbeschadet überstanden. Empörte Holzfäller
verhinderten 1806 die von der Obrigkeit angeordnete Zerstörung der Kirche.
Das Gnadenbild wurde zwar nach Siegsdorf gebracht, die Wallfahrer beteten
aber weiter vor der verschlossenen Kirchentür. Nach der Begrüßung durch
den Wallfahrtspater feierten wir die hl. Messe am Gnadenort und stärkten uns
anschließend in der Klostergaststätte bei Kaffee und Kuchen mit herrlichem
Ausblick auf den Chiemsee.
Zuvor hatten wir einen Ausflug in die faszinierende Welt der Eiszeit
unternommen, als wir in Siegsdorf das dortige Mammutmuseum aufsuchten,
wo sich das größte und besterhaltene Mammut Mitteleuropas befindet. Alles
Leben kommt aus dem Wasser, das konnten wir erneut verstehen, als wir
anschließend die benachbarten Adelholzener Alpenquellen der Barmherzigen
Schwestern aufsuchten. Wir konnten uns informieren über die Entstehung des
Adelholzener Mineralwassers sowie die Geschichte der Produktion von der
Handabfüllung anno 1907 bis zur topmodernen Anlage heute. Die Gewinne
aus dem Verkauf von Mineral- und Heilwasser sowie Erfrischungsgetränken
werden von den Schwestern für soziale Zwecke verwendet, soweit sie nicht
für
Investitionen benötigt werden.
Beeindruckend war auch die Besichtigung der ehemaligen Klosterkirche
Seeon, im Klostersee gelegen. Im 10. Jh. vom Pfalzgrafen Aribo I. gegründet,
entwickelten Benediktinermönche eine bedeutende Schreibschule.
Einzigartig ist die Ausmalung dieser Kirche mit Renaissancefresken aus dem
Jahre 1579. Hier war Haydn zu Gast und Mozart wirkte zwischen 1767 und
1769 an diesem Ort.
In Erinnerung bleiben wird ganz gewiss die kleine, aus dem Hochmittelalter
stammende St. Jakobuskirche in Urschalling. Sie überdauerte die
Jahrhunderte nahezu unverändert. Kunsthistorisch bedeutsam sind die
Fresken, unter ihnen eine ungewöhnliche Darstellung der Dreifaltigkeit.
Weitere Programmpunkte waren: Eine Zugfahrt zum Wohnhaus der Familie
Ratzinger am Stadtrand von Traunstein. Zurück wanderten wir entlang dem
Schulweg des jungen Joseph Ratinger. Am ersten Abend ließ uns die in
unserem Domizil befindliche Sternwarte einen Blick ins Weltall tun. An
einem weiteren Abend erfrischten wir uns an dem mit einer Europamedaille
ausgezeichneten Bier des Traunsteiner Hofbräuhauses. Von besonderem
Interesse war der Vortrag über den „Chiemgauer“, eine Zweitwährung in
dieser Region. Freude bereitete auch der Besuch von Frau und Herrn Lux,
unserem Webmaster.
Beim Abschiedsabend bedankte sich Frau Gaby Bratsos mit einem Geschenk
im Namen der Pilgergruppe bei unserem Pfarrer für die wieder gelungene
Reise. Den Liederreigen zum Abschluss begleitete Herr Rolf Werner Hasse
auch diesmal wieder mit seiner Gitarre.